Gaming-Szene aus dem Schatten holen

Gaming ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Knapp die Hälfte aller Deutschen – über 34 Millionen Menschen – sind Gamerinnen oder Gamer. Einige spielen auf ihrem Computer, andere auf dem Smartphone. Während der Corona-Krise hat die gesellschaftliche Bedeutung von Gaming noch zugenommen. Viele Bürgerinnen und Bürger greifen zu Games, um trotz der Kontaktbeschränkungen soziale Kontakte zu Familie oder im Freundeskreis auf virtuelle Weise zu halten.

Wirtschaftsfaktor
Die Gaming-Industrie ist zudem ein zunehmend bedeutender Wirtschaftsfaktor. Im April 2020 durchbrach der deutsche Games-Markt die 6-Milliarden-Euro Umsatzgrenze. Rund 500 Unternehmen der Games-Branche sind in Deutschland zuhause. Bayern ist mit den Entwicklerzentren Nürnberg und München einer der wichtigsten Hotspots der Branche.

Kulturgut
Gaming ist gleichermaßen Kulturgut, Innovationsmotor und Wirtschaftsfaktor. Gaming hat sowohl als Freizeitaktivität enorm an gesellschaftlicher Bedeutung gewonnen als auch im Sport- und Bildungsbereich.

Verantwortung
Gleichzeitig gibt es – teilweise berechtigte – Vorbehalte gegenüber Gamerinnen und Gamern und es herrschen Missverständnisse über die Szene. Nicht zuletzt im Nachgang zum Halle-Attentat ist diese Problematik medial thematisiert worden. Das antisemitische Attentat wurde zum Teil auf der Streaming-Plattform Twitch, einer Amazon-Tochter, live übertragen. Einzelne Politiker und Politikerinnen diffamierten daraufhin die breit aufgestellte und diverse Gaming-Community als rechtsextremistisch. Diese Verallgemeinerung ist falsch, irreführend und schädlich. Die Augen vor Radikalisierungsmechanismen und Einflussnahme von u.a. Rechtsextremisten zu schließen, ist ebenfalls falsch. Eine umfassende und differenzierte Betrachtung ist zwingend erforderlich.

Diversitiy
Gleichzeitig müssen tatsächlich existierende Problematiken und Herausforderungen realistisch in den Blick genommen werden. Stimmen aus der Branche bekennen sich zu Problemen von Diversität, etwa in den Entwicklerteams oder den Spielen selbst sowie zu Hassrede und Diskriminierung auf und in den Spieleplattformen, -gruppen und -foren. Gemeinsame Erklärungen, wie z.B. „Hier Spielt Vielfalt“ oder Zusammenschlüsse von Communities, wie z.B. „Keinen Pixel den Faschisten“ stellen
sich klar gegen Rassismus, Antisemitismus, Queer- und Frauenfeindlichkeit. Wir brauchen mehr solcher Stimmen und müssen diese unterstützen!

Zudem versuchen gewisse Akteure, bestehende digitale Räume zu besetzen und instrumentalisieren, um ihre extremistischen und hassgefüllten Ideologien und illegale Inhalte zu verbreiten, neue Anhängerinnen und Anhänger zu gewinnen und ihr vergiftetes Gedankengut an junge Menschen heranzutragen. Davon sind die Gaming-Communities und -Plattformen nicht ausgenommen. Zum Schutz unserer Verfassung und zur Wahrung der Grundrechte müssen deshalb Grenzen gesetzt und die erforderlichen Maßnahmen ergriffen werden.

Die Grüne Landtagsfraktion will die wichtige und zukunftsorientierte Gaming-Branche aus dem Schattenbereich holen und gezielt unterstützen. Mit unserem allumfassenden Ansatz möchten wir die großartige Vielfalt der Games-Kultur fördern sowie verdiente Anerkennung und Wertschätzung gewährleisten. Unsere Aufgabe als Politik ist es, die Herausforderungen anzugehen und Missstände zu beheben. Die Gaming-Communities müssen für alle Gamerinnen und Gamer unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht, oder sexueller Orientierung, offen und sicher sein.

Mit dieser Zielsetzung hat die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein umfassendes Antragspaket in den Bayerischen Landtag eingebracht.

Hier das komplette Paket zum Download