Schule der Zukunft: Über den momentanen Stand und die Chancen digitalen Lernens diskutierten Grünen-Landtagsabgeordneter Max Deisenhofer und Realschullehrer Sebastian Schmidt mit Mitgliedern der Schulfamilie.
ChatGTP, das gab Sebastian Schmidt gerne zu, nutzt der Realschullehrer mehrmals pro Tag, um sich die Arbeit im Schulalltag zu erleichtern. Während künstliche Intelligenz für viele eine kaum greifbare Gefahr darstellt, versucht der Lehrer des Jahres 2019 sie sinnvoll zu nutzen. Die dafür nötige Kompetenz gibt Schmidt, Berater für digitale Bildung im Regierungsbezirk Schwaben, seit zwölf Jahren an seine Schülerinnen und Schüler weiter. Beim Bildungsfachgespräch, zu dem Grünen-Landtagsabgeordneter Max Deisenhofer ins Klosterbräuhaus Ursberg eingeladen hat, betonte Schmidt, dass der Einsatz digitaler Medien nicht bedeuten soll, herkömmlichen Unterricht zu ersetzen: „Nur zusammen können Pädagogik und Technik einen guten Unterricht ergeben“, so Schmidt, dem es vor allem darum geht, Kinder und Jugendliche auf die Gefahren vorzubereiten, die im Netz lauern.
Entscheidend fürs digitale Lernen sei, dass die Schulklassen Inhalte aus dem Internet nicht nur konsumieren, sondern dass sie lernen, richtig nach Inhalten zu suchen, sie zu verarbeiten, zu reflektieren und zu präsentieren. Keinesfalls erledige das jeder für sich allein, vielmehr könnten die Klassen etwa über Taskcards mit festgelegten Regeln zusammenarbeiten. „Wir Eltern, Lehrer und Politiker sind große Vorbilder für den richtigen Umgang mit digitalen Medien“, schloss Schmidt, der zudem unterstrich, dass Schülerinnen und Schüler für ihr späteres Berufsleben ebenjenes Wissen brauchen werden, das heute an manchen Schulen noch fast gar nicht vermittelt werde.
Dass sich hier künftig mehr tun wird, dafür setzt sich Deisenhofer, selbst Berufsschullehrer und Bildungspolitiker der Grünen, ein: „Durch die Pandemie sind wir bei der Ausstattung der Schulen einen großen Schritt vorangekommen, aber es gibt noch Baustellen. Regelmäßig fragen wir den aktuellen Stand ab“, so Deisenhofer. Er ist überzeugt, dass in einer zweiten Runde des Digitalpakts Geld vom Bund nach Bayern fließen wird, fordert allerdings, dass es dieses Mal ohne bürokratische Hürden für die Schulen gehen muss. Für einen „längst überfälligen Schritt“ hält er Fachkräfte, die sich an den Schulen um die Technik kümmern und den Lehrkräften vermitteln, wie sie damit umgehen können. Ab 2024 werden Kommunen und der Freistaat diese Stellen jeweils zur Hälfte finanzieren. Deisenhofer plädiert dafür, dass sich Schülerinnen und Schüler bereits in der Grundschule mit digitalen Geräten auseinandersetzen und dass es in den Schulen ein eigenes Fach für Digitalkunde gibt. Auch Grünen-Kreissprecherin Silvera Schmider betonte, dass vielen Eltern gar nicht bewusst sei, wie früh Kinder mit der digitalen Welt konfrontiert würden.
Lehrkräfte aller Schularten, darunter Digitalbeauftragte, zeigten auf, dass digitales Lehren längst nicht überall angekommen ist – mangels Ausstattung, Bereitschaft oder Zeit. „An der Grundschule haben wir einen starken Lehrkräftemangel. Solche Themen haben da keinen Platz“, monierte eine Lehrerin. Deisenhofer ist bewusst, dass mit dem vorhandenen Fachpersonal alles steht und fällt, und beklagt, dass der Lehrkräftemangel lange geleugnet worden ist. Die Schulfamilie ermutigte er dazu, sich durch digitale Medien das Leben leichter zu machen – so wie Realschullehrer Sebastian Schmidt.