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Vereine im Kreis befürchten Mitgliederschwund

„Alles liegt brach“, „Hier geht es auch um Existenzen“, „Unser Sport wird tot sein“. Die Vereinsvertreterinnen und Vereinsvertreter aus dem Landkreis Günzburg fanden drastische Worte für den derzeitigen Zustand des Sports in der Region. Max Deisenhofer, Landtagsabgeordneter der Grünen und Mitglied des Landessportbeirats, hatte zu einer Online-Sprechstunde eingeladen. In rund 90 Minuten sammelte der ehemalige Bayernliga-Handballer des TSV Niederraunau persönliche Eindrücke von der Basis und zeigte zugleich auf, wie auch in der Krise Bewegungsangebote ermöglicht werden könnten. „Es wird nicht alles ganz schnell wieder ganz normal werden. Wir werden die Corona-Pandemie nicht von heute auf morgen bewältigen. Deswegen braucht es eine Idee, wie Sport trotz allem mit möglichst geringem Infektionsrisiko stattfinden kann“, sagte Deisenhofer. Der Grünen-Abgeordnete kritisierte das permanente „Fahren auf Sicht“ der politischen Entscheidungsträger: „Ein Jahr nach dem ersten Lockdown hangeln wir uns noch immer von Ministerpräsidentenkonferenz zu Ministerpräsidentenkonferenz und von Kabinettsitzung zu Kabinettsitzung. Mir fehlt ein Plan.“ 

Im Zuge der Corona-Pandemie haben nach Angaben des Bayerischen Landessport-Verbandes (BLSV) knapp 100.000 Personen ihrem Verein den Rücken gekehrt. Fritz Birkner kann rund 800 davon dem Landkreis Günzburg zuordnen. „Das sind 16.000 Euro, die fehlen“, so der Kreisvorsitzende des BLSV. Die anderen Diskutanten befürchteten, dass der Mitgliederschwund künftig noch drastischer ausfallen könnte. „Die Motivation unserer Aktiven ist den Bach runter gegangen. Einige werden wegbleiben, die sind durch“, meinte Horst Steck, der die Tanzabteilung des SV Edelstetten verantwortet. Anfangs hätten Online-Kurs-Angebote noch Anklang gefunden. Je mehr Zeit seine Mitglieder allerdings durch Schule und Beruf vor dem Bildschirm verbringen, umso geringer sei die Lust, für den Sport nochmal den Rechner hochzufahren. Um den Bewegungsmangel bei Kindern sorgte sich insbesondere Holger Ardelt. Der Jugendleiter des Bayerischen Fußball-Verbandes organisiert den Spielbetrieb im Kreis. Mindestens drei Mannschaften hätten sich nicht mehr zur Frühjahrsrunde gemeldet, sofern diese denn überhaupt stattfinden kann. Nach Ansicht von Stefan Herold, Vorsitzender der TSG Thannhausen, sind die Folgen der Pandemie bei vielen Kindern bereits deutlich bemerkbar. Der studierte Sportwissenschaftler begleitet Jugendliche auch im Schulalltag und stellte dabei erste Bewegungsdefizite fest.

 

 

Wie soll es dann weitergehen? Grünen-Kreisrat Deisenhofer stellte klar: „Sportstätten dürfen nicht die ersten Anlagen sein, die geschlossen werden und die letzten, die wieder öffnen. Kinder und Jugendliche zuerst, ist mein Prinzip. Und warum sollten Kinder nicht in einer ähnlichen Gruppe im Verein kicken dürfen, wie sie in der Kita oder in der Schule zusammensitzen? Dass es die Klubs ernst nehmen mit den Hygieneregeln und ihre Kontakte nachverfolgen können, haben sie im Sommer unter Beweis gestellt.“ Als Lichtblick konnte der 33-Jährige bestätigen, dass die Vereinspauschale auch im Jahr 2021 verdoppelt wird. Langfristige Planungssicherheit werde wohl erst dann wieder hergestellt, wenn der Großteil der Bevölkerung gegen Covid-19 geimpft sei.


„Fit durch die Pandemie“: Grünes Sport-Positionspapier