Eindrucksvolle Einblicke: Der Bundestagsabgeordnete Leon Eckert (Bündnis 90/Die Grünen) und der Landtagsabgeordnete Max Deisenhofer (Bündnis 90/Die Grünen) tauschten sich mit den Johannitern im Lechfeld aus. Im Mittelpunkt des Besuchs stand das beeindruckende Engagement der Ehrenamtlichen, insbesondere rund um den First Responder (FR), sowie Informationen zu aktuellen Herausforderungen im Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz.
Begrüßt wurden die Gäste vom Mitglied des Regionalvorstandes der Johanniter in Bayerisch Schwaben, Michael Rettenmaier. Neben den beiden Politikern waren auch zahlreiche lokale Vertreter vor Ort, die Bürgermeister der Lechfeld-Gemeinden Erwin Losert, Simon Schropp, Rudolf Schneider und Andreas Scharf, die Ehrenamtlichen Michael Heekin, Bereitschaftsleiter Lechfeld der Johanniter, Benedikt Sünkel, Kreisbereitschaftsleiter der Johanniter, Pfarrer Leander Sünkel und Pfarrer Thomas Demel sowie Juliane Vinzelberg, Kreisvorsitzende der Grünen in Augsburg-Land.
Von der Feuerwehr zum First Responder
Bürgermeister Simon Schropp schilderte die Anfänge der regionalen Zusammenarbeit mit den Johannitern: „Die Lechfeld-Gemeinden haben sich intensiv darum bemüht, bestehende Versorgungslücken zu schließen. Anfangs übernahmen die Freiwilligen Feuerwehren diese Aufgabe, doch schnell wurde klar: Das ist nicht deren Kernkompetenz.“ Über die Verhandlungen um die Trägerschaft von Kindergärten kamen schließlich die Johanniter ins Spiel – dank der Initiative von Ralf Ritter, Ehrenamtlicher und Unterstützer der Organisation. In kurzer Zeit ging der First Responder an den Start, 2024 folgte der Bezug einer eigenen Unterkunft in Untermeitingen und auch die Rettungshundestaffel ist mit eingezogen.
Politischer Rückhalt für das Ehrenamt
Leon Eckert, selbst Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr, zeigte sich beeindruckt:
Hier wird deutlich, wie groß der Bedarf vor Ort ist. Es kann nicht sein, dass Ehrenamtliche dauerhaft Versorgungslücken im Rettungsdienst kompensieren müssen. Wir wollen die Hilfsfristen senken und den Rettungsdienst flächendeckend verbessern.
Auch Max Deisenhofer betonte:
Ich komme selbst aus dem Landkreis Günzburg, wo es ähnliche Herausforderungen gibt. Als Mitglied im Innenausschuss sehe ich täglich, wie wichtig das Zusammenspiel der Blaulichtfamilie ist. Ich bin heute hier, um zuzuhören und daraus mögliche Maßnahmen und Lösungen abzuleiten.
Einsatzbereit – rund um die Uhr
Allein im letzten Jahr absolvierte das ehrenamtlich First Responder-Team 482 Einsätze – durchschnittlich 1,3 pro Tag, meist bei vitalen Notfällen wie Atemnot, Herz-Kreislauf-Problemen, Verkehrsunfällen oder Kindernotfällen. Der 200. Einsatz dieses Jahres wurde vergangenes Wochenende erreicht.
Bereitschaftsleiter Michael Heekin erläuterte: „Unsere Ehrenamtlichen nehmen das Einsatzfahrzeug in meist 12-Stunden-Schichten mit nach Hause. So sind wir innerhalb von circa drei Minuten vor Ort.“ Das Fahrzeug ist für eine Einzelbesatzung ausgelegt, wird aber häufig sogar zu zweit besetzt. Dank großzügiger Spenden sei die Ausrüstung überdurchschnittlich hochwertig und technisch auf dem aktuellsten Stand. Benedikt Sünkel lobte außerdem die enge Zusammenarbeit mit Rettungsdienst und anderen Organisationen: „Es herrscht echtes Miteinander in den Einsätzen.“
Rettungshunde, Drohnen, Jugend: Blick in die Zukunft
Auch stellte sich die ansässige Rettungshundestaffel vor. Ines Stärke präsentierte ihren Labradorwelpen Teo und berichtete von der intensiven Ausbildung, vier bis sechs Stunden Training pro Woche, ergänzt durch Schulungen im Bevölkerungsschutz. Erst nach rund zwei Jahren folgt die Prüfung zum Einsatzteam.
Zudem plant die Bereitschaft eine Drohneneinheit, die bei Vermisstensuchen oder Großschadenslagen unterstützen soll.
Besonders erfreulich ist, dass die neu gegründete Johanniter-Jugend erstmals am Ferienprogramm der Lechfeld Gemeinden teilnimmt und bereits ausgebucht ist. „Kinder ab sechs Jahren können bei uns spielerisch Erste Hilfe lernen und erleben Gemeinschaft im Zeichen sozialer Verantwortung“, erklärte Heekin.
Forderung und Ausblick
Abschließend erkundigten sich Leon Eckert und Max Deisenhofer nach den konkreten Wünschen der Johanniter und sie erhielten eine klare Antwort. Neben dem weiteren Ausbau des Rettungsdienstes fordern die Johanniter vor allem strukturelle Reformen. Die Zahl der Einsätze hat sich seit 2012 mehr als verdoppelt, doch längst nicht alle sind klassische Notfälle. Immer häufiger wird der Rettungsdienst zu Einsätzen gerufen, die eigentlich in den Bereich des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes (KVB) fallen. Hinzu kommt, dass sich durch Klinikschließungen und Überlastung im stationären Bereich die Transportwege erheblich verlängern. Dadurch werden Rettungsmittel unnötig lange gebunden.
„In Bayern übernehmen Ehrenamtliche rund zwölf Prozent der Tätigkeiten von hauptamtlichen Rettungskräften“, betont Markus Adler, Bereichsleiter Einsatzdienste, Ausbildung, Bevölkerungsschutz der Johanniter in Bayerisch Schwaben. „Das Ehrenamt fängt viele Lücken auf, doch das kann und darf keine Dauerlösung sein.“ Neben einer besseren Verteilung von Aufgaben zwischen Notfallrettung und hausärztlicher Versorgung brauche es deshalb auch sinnvolle Synergien, gezielte Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und verstärkte Öffentlichkeitsarbeit. „Viele Menschen wissen gar nicht, dass es sich bei den Einsatzkräften vor Ort häufig um Ehrenamtliche handelt, die aber mit höchster Professionalität arbeiten.“
Die beiden Abgeordneten sicherten zu, die Anregungen mitzunehmen: „Die Situation vor Ort zeigt eindrucksvoll, wie leistungsfähig das Ehrenamt ist, aber auch, wo die Systeme an ihre Grenzen stoßen. Wir werden diese Themen in unsere Arbeitsgruppen und politischen Debatten einbringen.“
Auch die anwesenden Bürgermeister zeigten sich einig: Die Region wachse und mit ihr müsse auch die Infrastruktur mitwachsen. Eine eigene Rettungswache sei langfristig wünschenswert.
Text: Johanniter Bayerisch-Schwaben
Fotos: Nadine Rau, Büro Max Deisenhofer