Das Jahrhunderthochwasser im Juni hat Menschenleben gekostet und Existenzen ruiniert. Bei meiner Sommertour habe ich mich ganz damit befasst, welche Lehren wir aus der Flut ziehen sollten.
Rund drei Monate ist es her, dass langanhaltende Regenfälle und übergelaufene Bäche in großen Teilen Schwabens immense Schäden verursacht haben. Weit mehr als das: Mindestens vier Menschen starben, noch immer werden einzelne vermisst, darunter tragischerweise ein Feuerwehrmann aus Offingen, der im Einsatz aus einem Rettungsboot stürzte.
Bei meiner Informationsreise diesen Sommer habe ich mich daher ganz auf die Aufarbeitung der Hochwasserkatastrophe und das Treffen möglicher Vorkehrungen konzentriert, um künftig Schlimmeres zu verhindern. Denn eines ist klar: Die Klimakrise ist da und wird sowohl Hitze und Trockenheit mit sich bringen als auch krasse Starkregenereignisse wie am ersten Juni-Wochenende. Und immer werden die Bürgerinnen und Bürger, speziell die Betroffenen, die Frage nach dem Warum stellen und die Unterstützung des Staates einfordern. Zurecht, denn Bund, Länder und Kommunen haben eine Fürsorgefunktion und sollten nicht zuletzt mit gutem Beispiel in Sachen Klima- und Umweltschutz vorangehen.
Ausgewählte Stationen meiner „Hochwassertour“ im Überblick:
In Westendorf (Landkreis Augsburg) besichtigten mein Kollege Leon Eckert aus dem Bundestag und ich gemeinsam mit lokalen
Vertreterinnen und Vertretern die Hochwasserschutzmaßnahmen an der Schmutter, die große Wassermaßnahmen während der Flut im Juni abgehalten haben.
In Nordendorf (Landkreis Augsburg) hingegen wurden die Herausforderungen beim Hochwasserschutz deutlich. Insbesondere lange Genehmigungs- und Prüfverfahren ließen und lassen Hochwasserschutzmaßnahmen in vielen Fällen ins Stocken geraten.
Bei den Gesprächen in Offingen (Landkreis Günzburg) stand die Zusammenarbeit der verschiedenen Rettungskräfte im Vordergrund.
In Schwabmünchen (Landkreis Augsburg) skizzierten die Vertreter des Technischen Hilfswerks (THW) die Abläufe während des Hochwassers aus Sicht der Einsatzkräfte.
Wir müssen sicherstellen, dass unsere Einsatzkräfte die bestmögliche Unterstützung erhalten – sowohl in Ausrüstung als auch in Ausbildung. Nur so können wir künftigen Katastrophen effektiv begegnen. – Leon Eckert, MdB
In Burgau (Landkreis Günzburg) ließ ich mir gemeinsam mit Fraktionskollegin Stephanie Schuhknecht das Geschäftsfeld der Firma Tronex vorstellen. Tronex ist auf Gebäudetrocknung und Sanierung spezialisiert und war eine der wichtigsten Anlaufstellen bei der Schadensbehebung in der Region.
Bei BWF in Offingen (Landkreis Günzburg) ging es um die Möglichkeiten und Grenzen des Versicherungsschutzes und Hochwasserschutzmaßnahmen direkt an der Mindel.
Die Familie Diem in Krumbach (Landkreis Günzburg) zeigte mir, was sich mit eigenen Händen und vielen Helfern in kurzer Zeit wieder aufbauen lässt. Karl Diem wollte nicht lange auf staatliche Hilfe warten: „Meine Erfahrung ist: Geld, das zu leicht kommt, bleibt nicht lange. Man muss schon dafür arbeiten.“ Metzgerei, Feinkost und Online-Handel laufen längst wieder im Regelbetrieb.
Was mich nach allen Gesprächen am tiefsten beeindruckt hat, war der starke gesellschaftliche Zusammenhalt in der Region. Beim Wiederaufbau ist in vielen Ortschaften sogar eine Art Aufbruchstimmung aufgekeimt, die den ersten Schmerz gelindert und Kräfte freigesetzt hat. Gleichzeitig ist mir deutlich geworden, dass die bisherigen Bemühungen um den technischen und ökologischen Hochwasserschutz unzureichend sind. In Bayern wird allzu oft über aufwändige Bauwerke wie Flutpolder entlang der Donau debattiert – die allerdings beim Juni-Hochwasser nicht einmal zum Einsatz gekommen wären. Wir müssen stattdessen auch Überlaufbecken an Mindel, Kammel, Zusam oder Schmutter schaffen und den kleinen Flüssen ihren natürlichen Verlauf wiedergeben, damit sie in freier Fläche über die Ufer treten können. Oftmals liegen außerdem an manchen Flussabschnitten wegen fehlender Messanlagen keine Informationen zu Pegelständen vor, was die Vorbereitung der Gemeinden und Einsatzkräfte nicht nur im äußersten Ernstfall erheblich erschwert. Und natürlich wird noch immer zu viel Fläche zubetoniert und zuasphaltiert, sodass Regenwasser nicht lokal versickert, sondern in das eh schon angespannte Abwassersystem geleitet wird.
Wir Grüne haben Ideen, wie es besser geht: