Aktuelles

Warum Home Schooling Wissenslücken hinterlassen kann und wo das Kultusministerium schleunigst handeln muss

Kommentar Für uns Grüne gilt seit Beginn der Pandemie das Mantra: „Kinder und Jugendliche zuerst!“ Denn während Baumärkte offen waren und in vielen Betrieben die Möglichkeiten des Home Office nur unzureichend ausgeschöpft wurden, saßen unsere Kleinsten mit als die Ersten vor den Bildschirmen zu Hause. Egal, ob wir dieses neue Modell von Schule „Distanzunterricht“, „Home Schooling“ oder „Lernen zuhause“ taufen möchten, Fakt ist: Unser Bayerisches Bildungssystem war nur unzureichend auf diesen abrupten Systemwechsel vorbereitet.

Es fehlte an der Grundausrüstung, an der Bandbreite, an der Software, teilweise auch am technischen Know-How der Schüler*innen, aber auch der Lehrkräfte. Und nicht nur das. Was viele anfangs schon befürchtet hatten, bestätigen nun leider auch Studien, an der Prof. Klaus Zierer, Lehrstuhlinhaber für Schulpädagogik an der Universität Augsburg, mitgewirkt hat: Zu viel Zeit am Smartphone kann zu Wissenslücken führen, Zierer geht schlimmstenfalls von Rückständen von bis zu einem Jahr aus. Ich bin der Ansicht, dass die Pandemie zweierlei Probleme offenbart hat. Erstens: Digitalunterricht war in Bayern nie wirklich gewollt. Als Corona das Klassenzimmer nach Hause verlegt hat, lag der Fokus ausschließlich auf dem schnellen Aufholen der technischen Basics. Zweitens: Der pädagogische Aspekt spielt beim Umgang mit PC und Smartphone noch immer eine zu kleine Rolle, denn – wir erinnern uns – Digitalunterricht war ja nie wirklich gewollt.

Jetzt, wo die negativen Begleiterscheinungen des dauerhaften Fernunterrichts zutage treten, zu denen leider auch psychische Belastungen, Bewegungsmangel etc. zählen, denkt die Staatsregierung um: Präsenzunterricht ist das Mittel der Wahl. Ich appelliere an den Schulminister Prof. Piazolo, dass er seine Hausaufgaben macht, damit Schulen ein sicherer Ort bleiben. Dazu zählen engmaschige (PCR!-) Testungen, Luftfilteranlagen in den Klassenzimmern und praktikable Lösungen, sodass Klassen bei größeren Ausbrüchen zügig und aus Sicht der Schulleitungen rechtssicher nach Hause geschickt werden können.

In einem nächsten Schritt muss in der Debatte um die Digitalisierung von Bildung der Fokus schleunigst auf die Pädagogik gerichtet werden. Wir brauchen eine Weiterentwicklung des Fachs Informatik zu Digital- und Medienkunde. Schülerinnen und Schüler sollen sich so Medienkompetenzen aneignen, Suchtgefahren erkennen, Cybermobbing verhindern und lernen, richtige von falschen Nachrichten (fake news) zu unterscheiden. Bis das alles so weit ist, nehme ich alle Eltern besonders in die Pflicht: Ja, Kinder wachsen mit modernen Medien auf. Für einen verantwortungsbewussten Umgang braucht es aber unbedingt die Unterstützung von uns Erwachsenen.