Niedrige Pegelstände verhindern wiederholt Kanusport in Augsburg. Bayern droht bei weiterem Zuwarten ein Kanu-Aushängeschild zu verhindern. Ein Kommentar.
Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass der Klimawandel schon jetzt Sportarten jenseits von Schnee und Eis einen Strich durch die Rechnung macht. Ja, Ski alpin im Münchner Olympiapark war von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Aber Kanuslalom in Augsburg? Seit Bestehen der Olympia-Strecke für die Spiele 1972 war das eine sichere Nummer – und das, obwohl sich der Eiskanal als Teil des historischen Augsburger Kanalnetzes natürlicherweise aus dem Lech speist und ohne elektrisch betriebene Pumpen auskommt. Noch.
Die verheerende Niedrigwasserlage im Frühjahr 2025 hat auch mich als Grünen, der am liebsten mit wenigen Hilfsmitteln und zu geringen Betriebskosten den Eiskanal fluten möchte, zum Nachdenken gebracht. Stand Mitte Juli mussten an bislang 75 von theoretisch 104 Tagen der seit März laufenden Saison die Kanus im Bootshaus bleiben. Ein schwer zu vermittelnder Zustand nicht nur in Hinblick auf eine Bewerbung Münchens um die Austragung Olympischer und Paralympischer Spiele für 2036, 20240 oder vielleicht auch erst 2044. Der Augsburger Eiskanal ist als Wettkampfstätte hierfür fest eingeplant. Mir geht es vor allem um das Hier und Jetzt. Um die Athletinnen und Athleten und Talente, die sich auf der Wildwasserstrecke für die nächsten Wettkämpfe vorbereiten möchten und vielleicht gerade wegen der ansonsten hervorragenden Bedingungen am Kanuleistungszentrum ihren Lebensmittelpunkt in Augsburg aufgeschlagen haben.
Nach den Erfahrungen mit der Wasserknappheit bei der Kanuslalom-WM 2022 und der sprichwörtlichen Durststrecke der vergangenen Wochen ist der Investitionsbedarf offensichtlich.
Als Mitglied des Sportausschusses des Bayerischen Landtags habe ich die Staatsregierung aufgerufen, gemeinsam mit Stadt und Bund Konsequenzen zu ziehen und den Spitzensport-Standort Augsburg zukunftssicher aufzustellen. Nach den Erfahrungen mit der Wasserknappheit bei der Kanuslalom-WM 2022 und der sprichwörtlichen Durststrecke der vergangenen Wochen ist der Investitionsbedarf offensichtlich. Zusätzliche Schleusen oder Pumpen könnten das Problem wohl beheben. Allein die jüngste Sanierung der Strecke sowie der Außenanlagen und der Gebäude hat etwas mehr als 20 Mio. Euro gekostet. Mit einem Zuschuss von ca. sieben Mio. Euro zählte der Freistaat zu den maßgeblichen Förderern. Dieses Investment ergibt nur Sinn, wenn das Wasser auch verlässlich fließt.
Während sich CSU und Freie Wähler im Ausschuss aus fadenscheinigen Gründen zunächst noch gegen einen aus meiner Sicht unschädlichen Berichtsantrag verwehrt haben, hat sich wenigstens Sportminister Joachim Herrmann erstmals öffentlich zum Standort bekannt. „Ungeachtet dessen bekennt sich die Staatsregierung klar zum Erhalt des Eiskanals in Augsburg für den Kanusport, der auch im Rahmen einer Bewerbung um die Austragung Olympischer und Paralympischer Spiele in München/Bayern eine unverzichtbare Spezialsportstätte darstellt“, erwidert Herrmann auf meine Landtagsanfrage hin. In Sachen Nachwuchsleistungssport – einer tragenden Säule des Kanusports am Kanuzentrum – liegt die Verantwortung auch eindeutig beim Freistaat. Im nächsten Schritt muss die Staatsregierung ihr Bekenntnis mit einer Förderzusage hinterlegen. Nur so kann die Stadt Augsburg ihren Finanzrahmen abstecken und seriös entscheiden, welche Baumaßnahme sie sich leisten kann. Alle Hoffnung auf Olympia zu setzen und erst in Abhängigkeit davon zu investieren, wird dem Stellenwert des Eiskanals nicht gerecht.

Stephanie Schuhknecht und Johannes Becher aus der Grünen Landtagsfraktion sowie die Grünen-Stadträte Serdar Akin und Peter Rauscher sicherten vor Ort ihre Unterstützung zu.